Kurzfassung

AuthorMcNally, Sandra
Pages11-12
11
Kurzfassung
Obwohl der Anteil der Frauen mit Hochschulausbildung im Laufe der Zeit rapide
zugenommen hat und mittlerweile den Ant eil der Männer übersteigt, sind Frauen in
mathematikintensiven naturwissenschaftlichen Bereichen (allgemein bekannt als MINT-
Fächer, also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) stark
unterrepräsentiert. Detailliertere Aufschlüsselungen nach den einzelnen Feldern deuten
darauf hin, dass die Unterrepräsentation von Frauen in einigen Fachgebieten
schwerwiegender ist als in anderen; gleichwohl gibt einige Wissenschaftsberei che, i n
denen Frauen überrepräsentiert sind (z. B. in den Biowissenschaften). Dabei besteht ein
erheblicher Spielraum zur Verbesserung der europäischen Daten durch die weitere
Disaggregation nach St udienbereichen. Au fgrund der enormen wirtschaftlichen
Bedeutung, die mathemat ikintensiven naturwissenschaftlich en Bereichen beigemessen
wird, hat das Erforschen der Gründe für diese Kluft zwischen den Geschlechtern viel
Aufmerksamkeit erhalten. Dieser Bericht fasst die aktuell e Literatur zusammen, wobei
ein besonderer Schwerpunkt auf Arbeiten aus dem Bereich der
Wirtschaftswissenschaften liegt.
Da di e Studierenden für di e Teiln ahme an MINT-Programmen bestimmte
Voraussetzungen mitbringen müssen, resultiert die geschlechtsspezifische Kluft im
tertiären Bildun gsbereich teilweise aus Faktoren, die schon vorher evident waren und
die „Bildungsbereitschaft“ beeinflussen. Zu diesen gehören allgemeine
Bildungsleistungen, Leistungen in mathematischen Fä chern ( die für viele MINT-
Programme wichtig sind), komparative Vorteil e in Fächern, die mathematische an statt
Lese- und Schreibfähi gkeiten erfordern, sowie die Fächerwahl in der Sekundarstufe II.
Zahlreiche Studien kommen zu dem Schluss, dass die Bildungsbereitschaft in jüngster
Zeit nur eine begrenzte Rolle spielt (insbesondere in den USA), obwohl in einigen
Ländern (etwa Irland und Kanada) festgestellt wurde, dass die Fächerwahl in der
Sekundarstufe II eine wichtige Rolle spielt.
Einige Studien weisen auf interessante Unterschiede zwischen den Ländern
hinsichtlich der T estergebnisse im Alter von 1 5 Jah ren (entspr echend de r Ergebni sse
der PISA-Studien) und der geschlechtsspezifischen Kluft in MINT-Fächern im terti ären
Bildungsbereich hin. Beispielsweise sin d einige skand inavische Länder (z. B. Finnland)
zwar für ihre Gleichstellung der Geschlechter und die hohe relative Leistung von
Mädchen in der naturwissenschaftlichen Kompetenz in der PISA-Studie bekannt, weisen
aber trotzdem eine relativ große geschlechtsspezifische Kluft (zugunsten von Männern)
bei den MINT- Hochschulabschlüssen auf. Dies ist al s das „Paradox der Gleichstellung
der Geschlechter“ bekannt. Jüngste Studien warnen allerdings vor einer naiven
Interpretation von solchen Must ern, da Hypothesen revidiert worden si nd, nachdem
Daten aus Ländern über einen längeren Z eitraum zusammengeführt wurden und
weitgehend konstant bleibende institutionelle/kult urelle Merkmale miteinbezogen
wurden.
Die „Bildungsbereitschaft“ selbst i st das Ergebnis zahlreicher anderer
individueller und gesellschaftlicher Faktoren, v on denen einige auch bei denjenigen
Personen ins Spiel kommen, die bis zum Ende der Sekundarstufe II in hohem Maße
„MINT-fähig“ sind. Dazu gehören das Ve rtrauen i n die eigenen Fähigkeiten sowie die
Selbstwirksamkeit in bestimmten Fächern. Ein häufiger Befund in der Literatur ist, dass
selbst Frauen mit sehr guten Lei stungen oftmals von diesen Faktoren zurückgehal ten
werden. Ebenfalls relevant (und damit zusammenhängend) ist die
„Frauenfreundlichkeit“ im Bildungsumfeld sowie das Ausmaß, in dem
Geschlechterstereotype gelebt we rden. Dazu gehört auch, ob Bereiche als
„menschenorientiert“ oder „sachorientiert“ wahrgenommen werden, da bei solchen

To continue reading

Request your trial

VLEX uses login cookies to provide you with a better browsing experience. If you click on 'Accept' or continue browsing this site we consider that you accept our cookie policy. ACCEPT